13.11.2022
Gedenken des Ortsvereins zum Volkstrauertag auf dem Parkfriedhof
Auch in diesem Jahr gedachte der Ortsverein wieder auf dem Parkfriedhof am Volkstrauertag den Opfern von Krieg und Gewalt. Schon zum siebten Mal erfolgte das Gedenken gemeinsam mit dem Historiker Thomas Hammacher und dem von ihm begründeten Projekt "Wenn nur noch Steine bleiben." Das Projekt wird gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Burggymnasiums und der UNESCO Schule gestaltet. In diesem Jahr machten die Schilderungen der Schülerinnen und Schüler deutlich, wie nah Kriegserfahrungen in aus Afghanistan und Syrien auch Mitten in Essen sind.
Für den Ortsverein sprach Stefan Pfeifer, 2. stellv. Bezirsbürgermeister im Bezirk I:
Seit mehr als 20 Jahren legt die SPD Essen Huttrop/Südostviertel auf dem Parkfriedhof jedes Jahr zum Volkstrauertag einen Kranz nieder. Wir gedenken damit den hier liegenden Menschen, die einem besonderen Akt der Willkür zum Opfer fielen: Tausende gesellschaftlich unangepasste und meist in Armut lebende Menschen wurden im Nationalsozialismus als „asozial“ abgestempelt und verfolgt.
Wer waren diese Frauen und Männer, Jugendlichen und Kinder? Viel zu lange schien es, als würden diese Menschen in Vergessenheit geraten. Es dauerte mehr als 75 Jahre bis sie offiziell vom Bundestag als Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft anerkannt wurden. Nur wenige Betroffene konnten dies noch selbst erleben.
Die Schülerinnen und Schüler der UNESCO-Schule im Südostviertel und des Burg-Gymnasiums aus der Essener Innenstadt haben in den letzten Wochen und Monaten über das Leben der Menschen geforscht und recherchiert, an deren Grab wir heute einen Kranz niederlegen.
Die Toten haben heute nicht nur einen Stein. Sondern sie haben auch einen Namen, ein Gesicht und eine Lebensgeschichte. Wir geben ihnen heute ein Stück ihrer Würde, das man versucht hat, ihnen zu nehmen.
Das sie nach so langer Zeit doch anerkannt wurden und dass ihr Schicksal nicht in Vergessenheit gerät ist dem beharrlichen Einsatz einzelner Menschen zu verdanken. Oft sind es die Kinder oder Enkel, Neffen und Nichten der gequälten Menschen. Diese Kinder oder Enkel wollten wissen, wer ihre Eltern oder Großeltern sind. Sie wollten wissen, wo sie herkamen. Deshalb haben sie recherchiert, gefragt und Antworten gesammelt.
Zum Glück haben sie dabei auch Orte der Erinnerung. In Essen zum Beispiel die 52 Gedenksteine mit Namen von Getöteten hier auf diesem kleinen Platz auf dem Essener Parkfriedhof.
Auch außerhalb Essens gibt es inzwischen Aktivitäten mit denen diesen Menschen gedacht wird. So gibt es auf dem Alexanderplatz in Berlin Stolpersteine, die an Menschen aus dieser Gruppe erinnern. Und im Rathaus der Stadt Hamburg wurde eine Ausstellung gezeigt, in der das Schicksal der Betroffenen und ihrer Familien dargestellt wurde.
Jedes Jahr des Gedenkens und der Erinnerung ist für mich anders. In dieser Zeit, in der auch politisch über Mindestlohn und Bürgergeld gestritten wird ist für mich an diesem Ort völlig klar: Wir dürfen es nicht zulassen, wenn Menschen wegen ihrer Armut diskriminiert und entwürdigt werden. Wir müssen die Armut bekämpfen.