24.11.2018 Wir trauern um Willi Beckhove
Am 24.11.2018 verstarb unser langjähriger ehemaliger Ortsvereinsvorsitzender Willi Beckhove im Alter von 94 Jahren. Die Beisetzung fand bereits im engsten Familienkreis statt.
Willi Beckhove trat im Jahr 1950 in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ein und blieb ihr bis zuletzt treu. Aus seiner politisch aktivsten Zeit ist er den meisten von uns noch als Bezirksbürgermeister bekannt. Von 1989 bis 1994 bekleidete er die damalig noch „Bezirksvorsteher“ genannte Position im Stadtbezirk I. Von 1994 bis 2004 war er stellvertretender Bezirksvorsteher. Willi Beckhove war immer mit der sozialdemokratisch orientierten Arbeiterbewegung aufs Engste verbandelt. In den unterschiedlichsten Funktionen im Ortsverein konnte er sich als begabter Organisator und scharfer Debattierer beweisen, als ihr Vorsitzender auch in den Jahren 1966 bis 1982. In den siebziger Jahren stand der langjährige Stadtverwaltungsmitarbeiter der dortigen SPD-Betriebsgruppe vor. Dass Beckhove der Gewerkschaft angehörte, mag ebenso wenig verwundern wie die Tatsache seines Engagements bei der Arbeiterwohlfahrt.
Zwischen den Wahlkämpfen für Kommune, Land, Bund und Europa sowie den Diskussionen über Koalitionsverhandlungen nahm er sich immer die Zeit für Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern. Willi Beckhove war kreativer Ideengeber im SPD-Ortsverein Huttrop / Südostviertel und in der Bezirksvertretung. Er war ein politischer Mensch. Im Jahr 2013 wurde Willi Beckhove mit der Willy Brandt-Medaille ausgezeichnet, welches die größte Ehre ist, die in der SPD zu vergeben ist
Wir trauern um Willi Beckhove und werden sein Andenken in Ehren bewahren. Unser Mitgefühl gilt jetzt Familie und Freunden.
Nachruf Willi Beckhove (1924 - 2018):
Eine der prägenden Persönlichkeiten in der Geschichte der SPD Huttrop-Südostviertel war Willi Beckhove.
Zusammen mit seiner Frau Hannelore trat Willi Beckhove 1950 als 25 jähriger in die SPD ein. In einem Jahr als die Bundesrepublik Deutschland noch in den Windeln steckte, Kurt Schumacher stand der SPD im Bund vor, die SPD in NRW erlitt mit 32,3% eine herbe Niederlage bei den Landtagswahlen und die CDU war sogar in Essen die stärkste Partei. Es war im Jahr 1950 alles andere als opportun, in der SPD tätig zu sein, die Kampagnen der Adenauer CDU, in denen die Sozialdemokratie als Agent des Sowjetkommunismus diffamiert wurde, waren in vollem Gange und fielen im postfaschistischen Deutschland auch auf fruchtbaren Boden noch. Dennoch führte der politische Weg von Willi und Hannelore Beckhove in diesem Jahr geradlinig in die SPD.
Viel später, genau parallel zur SPD-Regierungszeit in Bonn, von 1966 bis 1982 führte Willi Beckhove unseren Ortsverein, der damals noch als "OV Ost/Huttrop" firmierte. Es war das Goldene Zeitalter der Sozialdemokratie im Bund, im Land, in Essen und in Huttrop und Südostviertel. Repräsentiert wurde unsere Partei zu dieser Zeit von Männern und Frauen, die noch Faschismus und Krieg erlebt hatten, und daraus nach 1945 die Konsequenz zogen, sich in der SPD für den Bau einer besseren Welt zu engagieren. Willi Beckhove war einer dieser Männer, die durch und durch sozialdemokratisch geprägt waren. Neben dem SPD-Ortsverein komplettierten Gewerkschaft, SPD-Betriebsgruppe und Arbeiterwohlfahrt das sozialdemokratische Milieu - auch für Willi Beckhove, der selbstverständlich auch in diesen Organisationen engagiert war.
Zeitzeugen von Willi Beckhoves Ortsvereinsvorsitz erinnern an zwei Politikfelder, die er in dieser Zeit intensiv beackerte. Einmal war da die Auseinandersetzung mit dem Reformeifer der Jungsozialisten, von Willi Beckhove damals als Übereifer wahrgenommen, die aber zu einer später von beiden Seiten als produktiv empfundenen Zusammenarbeit führte. Das zweite Politikfeld, um das sich Willi Beckhove als Ortsvereinsvorsitzender verstärkt kümmerte, war die Verkehrsberuhigung der Steeler Straße. Willi Beckhove war der erste örtliche Kommunalpolitiker, der Pläne entwickelte, wie der Verkehr besser durch die beiden Stadtteile zu leiten ist.
Seine kommunalpolitische Expertise in die Bezirksvertretung des Stadtbezirk I einbringen, das konnte Willi Beckhove erst ab 1994. Zuvor war das wegen seiner Beschäftigung bei der Stadtverwaltung Essen rechtlich ausgeschlossen. Dann aber ab 1994 vertrat er die SPD für zehn Jahre in der Bezirksvertretung, davon die ersten fünf Jahre als Bezirksvorsteher und die übrige Zeit als stellvertretender Bezirksvorsteher. Seinen Frieden mit den einstigen innerparteilichen Gegnern von den Jusos hatte er da längst gemacht. Einer der damaligen innerparteilichen Konterparts, ein Genosse namens Karl Berse, stand mittlerweile dem Ortsverein vor und schlug Willi Beckhove für eine Verleihung des Bundesverdienstkreuzes vor. Das mit dem Bundesverdienstkreuz hat dann leider nicht geklappt, dafür aber erhielt Willi Beckhove die höchste Auszeichnung der sozialdemokratischen Partei - die Willy-Brandt-Medaille.
Im Herbst 2004 kurz vor seinem 80. Geburtstag schied Willi Beckhove aus der aktiven Kommunalpolitik aus. Er nahm aber danach auch noch regelmäßig an Versammlungen und Veranstaltungen des Ortsvereins teil und stand als Ratgeber zur Verfügung. Seinen Rat trug er niemals bevormundend vor, das war überhaupt nicht seine Art, sondern er agierte zurückhaltend und weise.
In den letzten Jahren konnte Willi Beckhove jedoch nicht mehr am Ortsvereinsleben teilnehmen. Er pflegte seine schwer erkrankte Ehefrau Hannelore rund um die Uhr bis zu deren Tod im letzten Jahr. Hannelore und Willi Beckhove waren 69 Jahre verheiratet.